Ihr wisst ja, dass das Dichten nicht unbedingt meine Stärke ist, trotzdem habe ich es heute versucht, nachdem ich erfahren habe, dass eine langjährige Patientin heute Morgen im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Also bitte, verzeiht mir, wenn es handwerklich nicht so gut ist.

Der Berg des Lebens

Jeden Tag das eigene Sein,
solange wir auf Erden verweil'n
Niemand stoppt für uns die Zeit,
kann sagen: Nun ist's soweit.
Erhobenen Hauptes wir durchs Leben geh'n,
bekommen allerhand zu seh'n.
Jeden Tag und Stück für Stück,
manchmal auch ein Schritt zurück.
Und jeder trägt die eigene Last,
brauch hier und da auch mal Rast.
Und wenn der letzte Tag gekommen,
nachdem wir den Berg des Lebens erklommen,
vom Gipfel schauen wir ins Tal,
war der Aufstieg eine Qual?
So manches ging zu schnell vorbei,
und anderes war uns einerlei.
Von oben wir unser Leben überblicken,
zum Abschied noch ein kurzes Nicken,
bevor wir lächelnd werden empfangen,
von denen die vorausgegangenen.

Sehr nachdenklich - gefällt mir!

Wen interessiert da ein kurzes holpern?
Solche Gedichte schreibt man ja in der Regel für sich selbst.
Und wenn sie eben kein Mainstream sind, sondern eigene Gedanken
und Gefühle, dann ist es doch nicht wichtig das es handwerklich
perfekt ist.

Vielen Dank, Stefan :) freut mich, dass es dir gefällt.

Ich glaube, es ist das zweite Gedicht in meiner "Laufbahn" :))

Ich habe auch unendlich viel nur für mich selbst geschrieben.
Es ging mir dabei nicht darum den Literaturnobelpreis zu gewinnen,
sondern nur darum eigenen Gefühle zu verarbeiten.

Ich denke, so geht es Dir dabei ja auch.

Die Dame hat ich ja offebar beschäftigt - ich meine: Gedanklich und
nicht nur arbeitstechnisch.

Ja, das hat sie. Ich hatte sie unheimlich gerne, sie war eine richtig süße Omi. Sie war zwar schon alt und man musste schon damit rechnen, dass es irgendwann soweit ist, aber eigentlich war sie noch topfit, auch geistig. Ich bin traurig, dass ich sie dieses Jahr nicht mehr sehen werde.

Sie sprach immer davon, dass sie gerne mal oben ankommen würde, damit sie die wiedersieht, die schon fort sind.

Danke, Claus :)

Viele halten das Leben für das höchste Gut. Das ist es nicht!
Das höchste Gut ist die Gesundheit!
Freue Dich für sie, dass sie trotz ihres Alters einigermaßen
Fit war, vor allem im Kopf.
Nichts ist doch schlimmer zu ertragen, als jemanden langsam
aber stätig verfallen zu sehen!
Letztes Jahr ist ein guter Kumpel von mir mit 48 ertrunken,
wenn ich versuche darin etwas positives zu sehen, dann vieleicht
das: Er hatte das Glück, einfach so aus dem Leben gerissen zu werden,
ohne lange Krankheit und Leid. Nicht so wie der Krebstod eines anderen
Bekannten. Das beides natürlich für die Hinterbliebenen Schmerz
bedeutet ist Klar, aber für den Verstorbenen selbst?
Fast jeder sagt doch das er am liebsten eines Tagen einfach Tod
umfallen möchte ohne es vorher zu wissen. Wenn dies aber tatsächlich
jemanden mal auch passiert, dann sagen alle: wie schrecklich!
Ich bin da etwas anders, aber ich habe auch kein feindschaftliches
Verhältnis zum Tod.

Ich sehe das ähnlich. Angst vor dem Tod habe keine, nur vor dem Sterben, weil man nicht weiß, wie es passieren wird.

Zum Thema Tod (in allen seinen Facetten), habe ich unzählige Gedichte geschrieben - das ist mein
Hauptthema. Nichts fastziniert mich so wie der Tod! Ich habe lange auf´m Friedhof gearbeitet und
kenne den Tod auch aus eigener Erfahrung. Mein bester Freund wohnt auf´m Friehhof...
Wenn ich es so bedenke, dann habe ich für einen Lebenden schon viel zu viel Zeit auf dem Friedhof
verbracht. Warscheinlich möchte ich deshalb für mich eine Seebestattung - der Abwechslung wegen...

Den Tod kenne ich auch nur zu gut. Wenn ich alleine an die Zeit auf der Onkologie zurückdenke. Wie oft habe ich dort Sterbebegleitung gemacht und das mit grade mal 21 Jahren. Das hat mich geprägt.

Ich bin täglich auf dem Friedhof - meinem Mausoleum. Und es ist der friedlichste Platz, den ich mir denken kann. Ich denke da an alles mögliche - aber gewiss nicht an den Tod. Eher an das Leben.

ich muss mich aus beruflichen Gründen oft mit Leben und Tod auseinandersetzen. Ich finde das nicht schlimm, ich kann mit dem Thema gut umgehen. Ein Patient sagte immer: "Nur der Tod ist umsonst."
Ich widersprach ihm und sagte: "Nein, das stimmt nicht. Der Tod kostet das Leben."

So ist es. Und es ist oftmals teuer bezahlt.

Ja, das stimmt. Unwillkürlich wird der tot im laufe der Jahre mit eingeplant.
Solche Dinge wie: wenn ich jetzt einen Apfelbaum pflanze kann ich vermutlich
so in etwa mit 68-70 den ersten Apfel ernten. Oder, wie ist es mit einem Hauskauf?
Kann ich den Garten usw. in 10 Jahren noch pflegen?
Das Leben wird anders aber zum Teil, solange die Knochen nicht all zu sehr schmerzen,
auch schöner und intensiver als als Jugendlicher. Da hat man doch mehr so in den Tag hinein gelebt .

Heute morgen ist eine liebe Zumba-Kollegin von mir mit nur 29 Jahren an einem Gehirntumor gestorben. Sie hinterlässt zwei kleine Kinder.
Das macht mich so unsagbar traurig und wütend ... Da musste ich wieder an den Berg des Lebens denken.
Sie hat so gelitten und doch gehofft, war so voller Lebensfreude, stets optimistisch und hat sich trotz ihrer Krankheit für andere eingesetzt. Es ist einfach nicht fair.