Ebenfalls guten Morgen. Die Welt habe ich schon geweckt - auf jeden Fall meine. Schon früh erklang das liebliche Knattern des Fichtenmopeds, das Knallen des Spalthammers und mein Schrei nach Kaffee. Da letztgenannter nicht erhört wurde sitze ich nun hier vor dem selbstgebrauten schwarzen Gesöff. Aber nicht lange - das Holz ruft. Das hat es wohl vom ollen Trenker.

Auch Moinsen sag!

Was fürn Wetterchen, genau richtig um Tapete an die Wände zu klatschen.

Moinsen!

Hätte ich das mit der Tapete mal lieber gleich gelassen, Magen-Darm raffte mich dahin. Das allein wäre ja nicht schlimm aber zusätzlich noch ne Migräne, da kommt Freude auf.

Dann muss ich Nordhessen leider zum autonomen Gebiet erklären. Ach was, von wegen leider. Ich gründe meinen eigenen Staat und befreie mich von der Steuer. Dafür gibt es wieder Vielweiberei und die Pflicht zum Bratwurst futtern.
Aber wettermäßig ist es mäßig. Von wegen Sonne. Nitschewo. Trüb und feucht ist es, angenehme 16 Grad im Heizungskeller. Aber nur, weil dort der Heizlüfter vor sich hin orgelt.

Die Waldschrate und Kobolde sind schon bei mir. Die haben sich draußen den Hintern abgefroren und fressen nun meinen Kühlschrank leer. Die Elfen sitzen im Backofen. Riechen köstlich, die kleinen Biester - uppps, ich habe wohl die Temperatur zu hoch eingestellt. Mist aber auch, das gibt Ärger... :-(

Wart bloß mal ab, bis die Elfenkönigin kommt. Dann gibts echt Ärger!

Ach, wenn die Lady kommt, dann gibt es bloss ein freudiges Jauchzen... :-)). Ääh, sorry, der Gentleman genießt ja und schweigt.

Ja, ja. Wiege Dich ruhig in Sicherheit. Wenn der Gollum kommt, sucht er bestimmt bei Dir seinen Schaaatz.

Moin,
ich ziehe die Donnerstag - Freitag - Samstag Hälfte vor.

Schönen Tag für euch alle...

Zeitenteiler
von Klaus-Dieter Welker

Mit wachsamem Blick schaute er auf das rege Treiben. Die Marktbuden standen bunt zusammengewürfelt auf dem Pflaster des kleinen Städtchens. Lautstark priesen die Händler ihre Ware an und versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. "Frische Fische", rief ein rotwangiger Händler und schwenkte zwei Schollen in den Händen, "Knackiges Obst" ein Landmann und jonglierte gekonnt mit mehreren frischen Äpfeln. Der Metzger pries seinen Schinken, der Tuchhändler seine Ware. Ein jeder hatte seine eigene Art, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Er war zufrieden. Keiner beachtete ihn, selbst die beiden Schutzmänner, die zwischen den Ständen umhergingen blickten über ihn hinweg. Keiner suchte ihn, niemand bemerkte sein Tun. Zu vertieft waren die Marktbesucher in das bunte Treiben. Die einen voller Hast, um die notwendigen Einkäufe schnell zu verrichten, die anderen voller Muße und mehr darauf bedacht, das bunte Leben in sich aufzusaugen.

Sein Werk war schnell vollbracht. Ein rascher, geübter Schnitt, kaum wahrnehmbar. Er hatte seine Kunst im Laufe der Zeit vollendet.
Er schaute sich noch einmal um. Es war wie immer. Die einen blickten zurück, wehmütig ob der verpassten Chancen, traurig wegen der verlorenen Zeit oder einfach nur, weil ihnen die Vergangenheit näher und wichtiger war. Andere schauten voller Zuversicht in die Zukunft, voller Hoffnung auf Neues, Wunderbares.
Und es gab auch jene, die sich nicht entscheiden konnten, deren Blick von der einen Seite zur anderen wechselte. Es waren die Verlorenen, die Menschen, die in der Vergangenheit großes Leid erlitten oder einen lieben Menschen verloren hatten. Für diese bemitleidenswerten Wesen waren beide Seiten düster. Sie sahen nicht den goldenen Schimmer der Zukunft, sie waren ohne Hoffnung.
Er konnte sie nicht alle mit hinüber nehmen auf die Seite des Lichts. Das war ihm nicht gegeben. Dafür fehlte ihm die Zeit. So musste er sich schnell entscheiden.
Er blickte sich prüfend um. Der kleine Junge dort, der sich mit kummervollem Blick an die Hand seiner Mutter klammerte. Beide waren sauber aber ärmlich gekleidet. Er schaute in ihre Seelen, sah ihre Vergangenheit. Sah die Sehnsucht des Jungen nach dem Vater, der auf See geblieben war. Er sah ein Blitzen der Freude, als dieser Junge an die Zeit dachte, als der Vater nach langer Fahrt nach Hause kam. Und er sah die Liebe, die zu erlöschen drohte.
Dann blickte er in die Seele der Frau, sah ihren Kummer um den geliebten Mann, ihre Angst um den Jungen, um seine Zukunft. Er sah die täglichen Sorgen um das Auskommen, er sah ihre Mühen und Plagen. Und er sah die tiefe Liebe zu ihrem Kind.
Er trat zwischen die beiden, löste die Hand des Jungen von der seiner Mutter. Nahm seine Hand in seine linke, die Hand der Mutter in seine rechte und trat mit beiden einige Schritte vor. In das Licht, in die Zukunft, in die Zeit der Hoffnung.
Das alles geschah so schnell, dass die beiden es kaum merkten. Es kam ihnen vor wie ein Windhauch, eine frische Brise, die die Wolken vertrieb, die ihren Himmel verdüsterten.
Mit großen Augen lächelte der Junge seine Mutter an. Es war seit langer Zeit das erste Mal, dass dieses Lächeln, welches ihr immer so große Freude bereitet hatte, wieder auf seinem Antlitz erschien. Es würde alles gut werden. Das wusste sie nun.
Er aber musste weiter. Er teilte nicht nur die Zeit, das Gestern in das Heute und das Morgen. Er teilte auch die Sorgen und den Kummer. Und wenn es ihm vergönnt war, den einen oder anderen mit auf die andere Seite zu nehmen, so hatte er auch Teil an der Freude. Das war sein Lohn.

Klasse. Ein Buch von dir mit lauter solchen Kurzgeschichten---es währe meins

Danke für den Titel. Es bleibt mir meist keine Zeit, einen solchen zu finden. Nicht weil ich es bin, der die Zeit teilt; ich bin der, der das Holz teilt. Aber das nennt man ja spalten.
Claus, die Geschichte ist mal wieder aus deinem Beitrag erwachsen. Manchmal lese ich etwas und sehe die "wahre" Bedeutung. Naja, die wahre Bedeutung nach meiner eigenen Deutung. Oder so ähnlich...
Danke für die Anmerkungen. Freut mich, wenn die kleine Geschichte euch gefällt. Friese, ich nehme dich schon mal auf die Bestellliste... :-)